Vom großen Genre der Simulationen nehmen die Vertreter der Restaurantsimulationen für mich einen besonderen Platz ein. Schon in meiner Jugend hatte ich viele Spielstunden mit Pizza Connection und Pizza Syndicate verbracht. Viele Jahre später kam mit dem Cooking Simulator ein anderer Ansatz, der den Simulationsaspekt weg von der Verwaltung des Restaurants hin zum Zusammenstellen und Kochen der Gerichte bewegt hat. Mit Chef Life: A Restaurant Simulator von Cyanide Studio wird nun der Versuch gewagt, beides ein wenig zu kombinieren. Ihr müsst einerseits das Restaurant verwalten und andererseits eure Gerichte selbst zubereiten. Um euch als Spieler jedoch nicht komplett zu überfordern, wurden beide Spielweisen gleichzeitig entschlackt und auf die wesentlichen Aspekte reduziert. Garniert wird das Ganze schließlich noch mit einer kleinen Handlung und verschiedenen Aufgaben.
Über die Speisekarte könnt ihr steuern, welche der vielen Gerichte am heutigen Tag bestellt werden können
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Zu Beginn des Spiels lernt ihr euren Geschäftspartner Kassim kennen. Gemeinsam träumt ihr von der näherrückenden Eröffnung des eigenen Restaurants. Diese findet bereits in wenigen Tagen statt, Zeit also dass Kassim euch noch mal die Grundlagen in einem kleinen Tutorial erklärt. Hierbei lernt ihr die wichtigen Tagesabläufe, wie beispielsweise das Zusammenstellen der aktuellen Speisekarte, den Einkauf der notwendigen Zutaten, wie ihr die Küche und den Gastraum umgestalten könnt und natürlich auch, wie ihr die Gerichte auf der Karte überhaupt kocht. Alle Erklärungen könnt ihr praktischerweise jederzeit im Pausenmenü nochmals nachlesen, falls ihr das ein oder andere Detail vergessen solltet.
Der von Kassim erlernte Ablauf wiederholt sich hierbei jeden Tag. Ihr beginnt damit, die Speisekarte auf der Tafel im Restaurant zu überarbeiten. Hier wählt ihr zwischen drei und sechs Gerichte aus, die am heutigen Tag bestellt werden können. Das oberste Gericht ist hierbei die Tagesempfehlung, die voraussichtlich am häufigsten bestellt werden wird. Jedes Gericht hat natürlich auch einen eigenen Preis, der sich in der Regel nach dem Aufwand des Kochens und den benötigten Zutaten richtet. Darüber hinaus haben die einzelnen Speisen zusätzlich noch verschiedene Eigenschaften, z. B. vegetarisch, fleischhaltig, französisch oder italienisch. Diese Eigenschaften sind hauptsächlich in den wechselnden Aufgaben von Bedeutung. So gibt es beispielsweise Bonusaufgaben an mehreren Tagen, den Schwerpunkt der Speisekarte beispielsweise auf Fischgerichte oder die französische Küche zu legen. Wollt ihr bestimmten Aufgaben keine Beachtung schenken, könnt ihr eure Speisekarte frei nach Belieben mischen. Es gibt also keinen Grund, sich nur auf eine spezielle Küche zu konzentrieren, wenn ihr dies nicht unbedingt wollt.
Zutaten müssen gekauft werden
Wenn ihr mit eurer Speisekarte zufrieden seid, geht es an das Bestellen der notwendigen Zutaten. Im Tutorial lernt ihr hierfür Max kennen, die ihr ab sofort über das Telefon im Lager anrufen und eure Bestellung durchgeben könnt. Wie bereits anfangs erwähnt, konzentriert sich Chef Life an vielen Stellen auf das Wesentliche. Statt also jedes Lebensmittel einzeln bestellen zu müssen, fallen alle Rohstoffe in eine von vier Kategorien: Milch & Getreide, Gemüse, Fleisch und Meeresfrüchte. Eure Gerichte auf der Speisekarte verlangen also beispielsweise nicht den Kauf von Tomaten, sondern allgemein den Kauf von Gemüse. Diese vier Lebensmittelkategorien können jedoch von verschiedenen Händlern erworben werden. Zu Beginn stehen euch nur die 1-Sterne Händler zur Verfügung. Diese haben zwar qualitativ nicht die besten Lebensmittel, allerdings sind diese zumindest günstig. Aber auch innerhalb der Kategorien unterscheiden sich die einzelnen Händler nochmals. So gibt es Großhändler, die auf internationale oder auf regionale Ware setzen, andere bieten euch Rabatte ab einer bestimmten Menge an und wieder andere haben bestimmte Lebensmittelkategorien gar nicht erst im Sortiment. Während ihr in den ersten Spielstunden vermutlich noch sehr auf euer Geld schauen müsst und daher die günstigen internationalen Produkte kauft, verlieren die einzelnen Händler leider später immer mehr an Bedeutung. Mit genügend Kapital greift ihr in den späteren Spielstunden vermutlich nur noch auf die regionalen Lebensmittel zurück, da diese euer Verantwortungsbewusstsein nicht mehr reduzieren. Diese Art von Ruf spiegelt euren Umgang mit den Lebensmitteln und euren CO2-Fußabdruck wider. Zeigt ihr wenig Verantwortungsbewusstsein, so wird eure Küchencrew unpünktlich zur Arbeit kommen und weniger Arbeitsleistung zeigen.
Temperatur, Gewürze und die richtigen Zutaten in den richtigen Phasen – beim Kochen gibt es sehr viel zu beachten
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Habt ihr die Bestellung bei Max ausgelöst, müsst ihr warten, bis diese die Lebensmittel geliefert hat. Sind die notwendigen Mengen zufällig noch auf Vorrat (beispielsweise, weil ihr zwischendurch mehr als notwendig gekauft habt), könnt ihr diese Wartezeit überspringen, andernfalls könnt ihr sie beispielsweise für das Umgestalten des Gastraums oder der Küche nutzen. Sobald Max eure Waren geliefert hat, werden diese von ihr automatisch in den großen Kühlschränken im Lagerhaus verstaut. Nun müsst ihr die Vorräte in der Küche aufstocken, indem ihr die notwendigen Mengen der Produkte aus dem Lagerhaus in eure Küche räumt. Netterweise könnt ihr an den Kühlschränken auf Knopfdruck immer die richtigen Mengen entnehmen und bei Bedarf zwischen Haltbarkeit und Qualität der Lebensmittel priorisieren.
Sind die Vorräte in der Küche aufgestockt, beginnt das Kernstück von Chef Life: das Kochen. In eurem Kochbuch könnt ihr die detaillierten Anleitungen durchsehen. Benötigt ihr nur eine grobe Orientierung, könnt ihr das Rezept am oberen rechten Bildschirmrand fixieren und über die Pfeiltasten die Schritte durchblättern. In dieser groben Orientierung seht ihr die jeweiligen Zutaten und an welchem Arbeitsplatz sie weiterverarbeitet werden müssen. So können beispielsweise Zwiebeln am Schneidbrett gewürfelt oder in Streifen geschnitten werden und große Fleischstücke am Hackbrett in einzelne Steaks, Ragout oder andere Formen geschnitten werden. Jeder dieser Arbeitsschritte findet hierbei durch das Betätigen von Tasten, Drehen des Analog-Sticks oder andere einfache Tätigkeiten statt. Im Gegensatz zum Cooking Simulator konzentriert man sich hier also ebenfalls auf das Wesentliche (die Verarbeitung der Zutaten), ohne zu stark in die Tiefe zu gehen (z. B. exakte Grammangaben).
Sind die Zutaten vorbereitet, müssen diese meistens noch gegart werden. Der Kochvorgang selbst gliedert sich bei den meisten Gerichten in drei Phasen: die Start-Phase, die Kochphase 1 und die Kochphase 2. Um mit dem Kochen zu beginnen, müssen die Zutaten in der Start-Phase bereitgelegt werden. Je nach Temperatur durchlauft ihr nun die einzelnen Phasen schneller oder langsamer. Um das Rezept optimal zu kochen, werden die einzelnen Zutaten in den richtigen Phasen hinzugegeben. Am oberen Bildschirmrand verhilft euch ein Indikator, den richtigen Kochabschnitt für die Zutaten zu bestimmen. Diese (und andere) Hilfestellungen lassen sich bei Bedarf auch in den Optionen deaktivieren, um eurem Kochprozess mehr Herausforderung zu verleihen. Das fertige Kochprodukt wird anschließend in weiteren Schritten nochmals weiterverarbeitet oder kann am Serviertresen zum Servieren vorbereitet werden. Wollt ihr euch auf eure Schicht vorbereiten, können viele Zwischen- und manche Endprodukte auch aufbewahrt werden. Hier lohnt es sich, die Rezepte genau zu lesen, da diese euch auch Hinweise auf die Lagerung geben können. Beispielsweise könnt ihr für eine Lasagne Bolognese sowohl die Nudelplatten als auch die Hackfleischsoße in der Vorbereitungsphase zubereiten. Das Schichten und Backen der Lasagne kann allerdings nicht mehr vorbereitet werden. Die Herbstsuppe kann sogar komplett vorgekocht werden und muss dann zum Servieren nur noch kurz püriert werden. Generell gilt: Produkte in den Kühlschränken und auf den großen Warmhalteplatten bleiben euch bis zum nächsten Schichtbeginn erhalten. Produkte, die auf den kleinen Warmhalte- oder auf den Arbeitsplatten stehen, gehen zu Beginn der Restaurantschicht verloren.
Gute Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg
Zwischen der Vorbereitungsphase und der Restaurantschicht habt ihr übrigens unbegrenzt Zeit. Zwar läuft die Schichtanzeige während der Vorbereitungsphase weiter, bleibt dann aber am Ende stehen, bis ihr selbst durch das Öffnen der Restauranttüren die richtige Arbeitsschicht startet. Dieses Verhalten könnt ihr sehr gut zu euren Gunsten ausnutzen und so ohne Stress die Gerichte möglichst weit vorbereiten. Lediglich das Befehlen der anderen Köche sowie das Herausnehmen von neuen Zutaten aus den Regalen könnt ihr am Ende der Vorbereitungsphase nicht mehr durchführen, daher solltet ihr einfach bereits zu Beginn der Phase alle benötigten Zutaten aus den Regalen nehmen und auf eure Arbeitsplatten verteilen. Während der Vorbereitungsphase treffen übrigens auch eure angestellten Köche ein. Im Laufe des Spiels kommen drei Köche zur Hilfe, wobei jeder sich auf ein anderes Gebiet spezialisiert hat. Der erste fleißige Helfer ist hierbei euer Freund Kassim, der sich auf den Umgang mit Meeresfrüchten spezialisiert hat. In der Vorbereitungsphase könnt ihr euren Köchen drei verschiedene Tätigkeiten zuweisen: Putzen, Kochen und Extras vorbereiten. Beim Putzen wird der Koch die Küche und das Lager putzen und so euren Hygienebalken erhöhen. Weist ihr ihm das Kochen zu, so erwartet er von euch „Befehle“, welche Zutaten er schneiden soll. Mit genügend Erfahrung kann der Koch so sogar komplett autonom ganze Gerichte vorbereiten. Braucht ihr euren Koch weder zum Putzen noch zum Kochen, so solltet ihr ihn Extras zubereiten lassen. Hierbei handelt es sich um kleine Häppchen, die während der Restaurantphase automatisch von euren Kellnern ausgegeben werden und so nochmals für etwas Geld sorgen. Allerdings solltet ihr darauf achten, euren Köchen zwischendurch andere Tätigkeiten zu geben. Gerade Kassims Arbeitsleistung sinkt sehr schnell, wenn er in den Vorbereitungsphasen immer nur Putzen darf.
Der Anrichte-Editor bietet viel Spielraum, allerdings kann nicht alles völlig frei platziert werden
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Fühlt ihr euch ausreichend genug vorbereitet, startet der letzte große Abschnitt im Tagesablauf: die Restaurantschicht. Während dieser Phase kommen regelmäßig Gäste in euer Restaurant, die von den Kellnern bedient werden. Am oberen linken Bildschirmrand werden die aktuellen Bestellungen angezeigt sowie ein Zeitindikator. Um die maximale Zufriedenheit sicherzustellen, sollten alle Gerichte spätestens in der Hälfte der Zeit serviert werden. Mit euren Köchen und den vorbereiteten Zwischenprodukten müsst ihr nun so schnell wie möglich die Gerichte am Serviertresen ablegen und dort ansprechend dekorieren. Die Phase endet, sobald der letzte Kunde bedient wurde. In einer kurzen Übersicht könnt ihr nun noch mal nachschauen, wie zufrieden eure Gäste waren und was für Unmut gesorgt hat. In der darauffolgenden Feierabendphase könnt ihr nun noch Geld oder Wissenspunkte für neue Dekoration und Rezepte ausgeben und umdekorieren. Danach könnt ihr mit dem nächsten Tag weitermachen und erneut die einzelnen Arbeitsphasen durchlaufen.
Neben dem Kochen bietet Chef Life erstaunlich viele Anpassungen, die ihr natürlich alle über Geld erwerben könnt. Dies beginnt bei eurem eigenen Koch, der einen männlichen oder weiblichen Körperbau, unterschiedliche Frisuren, Kleidung, Tattoos und vieles mehr haben kann. Sehr schön fand ich noch, dass außer dem Körperbau auch die Ansprache gewählt werden kann. Ihr könnt so einen männlichen Körper, aber eine weibliche Ansprache oder umgekehrt wählen. Wollt ihr euer Geld nicht für neue Kleidung für euren Koch ausgeben, könnt ihr sowohl in der Küche als auch im Gastraum ebenfalls viele Anpassungen durchführen. Tapeten, Bodenbeläge, Arbeitsplatten, verschiedene Dekorationsgegenstände, Tische, Stühle, Gedecke und vieles mehr kann in unterschiedlichen Ausführungen erworben und je nach Geschmack kombiniert werden. Mein persönliches Highlight bei den Anpassungen ist jedoch der Anrichte-Editor. In diesem könnt ihr die zubereiteten Gerichte individuell nach euren Wünschen anrichten. Ihr wählt zunächst einen Teller oder eine Platte und könnt darauf ein Soßenschälchen platzieren, anschließend werden die einzelnen Komponenten in verschiedenen Formen abgelegt und schließlich noch mit verschiedenen Toppings garniert. Die neue Anrichteform kann gespeichert und zukünftig zum Servieren verwendet werden.